
NUMI ETERNI – Konzert mit Cardinal Complex
Samstag, 11. November 2023, 18.00 Uhr
Ort: Reformierte Kirche Baden
NUMI ETERNI
Italienische Solokantaten und Sonaten von G.F. Händel
In diesem klein besetzten Programm bildet das Ensemble Cardinal Complex die Begleitband für den ausgezeichneten argentinischen Sänger Lisandro Abadie. Im Zentrum des ganz Georg Friedrich Händel gewidmeten Programms stehen zwei äusserst expressive und spannende Solokantaten aus Händels früher Zeit in Italien. Umrahmt werden die Werke von zwei Solosonaten für Traversflöte und einer als Cembaloduett bearbeiteten Triosonate aus der Londoner Zeit.
Bass Lisandro Abadie
Traversflöte Pietro Berlanda
Viola da Gamba / Violoncello Alex Jellici
Cembalo Thomas Jäggi
Cembalo Matías Lanz
Eintritt 40.- / 20.- ermässigt
Tickets an der Abendkasse ab 17:30 Uhr
Konzertbeginn 18 Uhr
Bildhinweis: Tizian: Die Vergewaltigung der Lucrezia, 1571
Zum Programm
„Italien sucht den Superstar!“ – Das völlig anachronistische Schlagwort kommt einem in den Sinn, wenn man sich mit Händels Biographie, besonders mit seinen frühen Jahren in Italien, befasst. Der deutsche Komponist aus Halle brach 1707, nach seiner Hamburger Zeit, als junger Mann von 22 Jahren nach Italien auf, um dort einen wahrhaftigen Triumphzug zu feiern. Er besuchte abwechslungsweise die wichtigsten musikalischen Zentren wie Florenz, Rom, Neapel und Venedig und saugte die italienische Musik auf, um sich ihre Stilmerkmale zu eigen zu machen. Interessanterweise hat er trotz seines zarten Alters aber auch die bereits gestandenen Komponisten und Musiker in Italien beeindruckt und geprägt. Und er avancierte schnell zum Liebling der lokalen Fürsten und römischen Kardinäle, wobei sein attraktives Äusseres gewiss keine unbedeutende Rolle gespielt haben dürfte.
Die italienische Zeit war auch kompositorisch sehr produktiv, aus den Nuller-Jahren des 18. Jahrhunderts sind von ihm viele Vokalwerke erhalten, darunter die ersten gewichtigen Opern und Oratorien wie Agrippina und La Resurrezione. Den grössten Corpus an Kompositionen stellen aber sicher die zahlreichen weltlichen Kantaten dar. Fast sein gesamtes Kantatenschaffen geht auf die italienische Zeit von 1707–1710 zurück. Diese meist klein besetzten und nicht zu langen Werke, die aber Händel bereits als grossen Meister seines Fachs zeigen, der wie kein zweiter musikalische Leidenschaften in hochexpressive Melodien zu kleiden wusste, wurden zusammen mit Instrumentalwerken in den zahlreichen ‚halbprivaten‘ Hauskonzerten bei Fürsten und Kardinälen aufgeführt, mit Händel selber am Cembalo.
Unser Programm zeichnet so eine römische ‚Akademie‘ nach und kombiniert italienische Kantaten mit teilweise später gedruckter, aber ev. schon zu dieser Zeit entstandener Kammermusik. Die Besetzung mit zwei Cembali ist zwar etwas aussergewöhnlich und gehörte damals sicher nicht zur Norm, ist aber auf jeden Fall denkbar, da die reichen Kardinäle als Melomanen gewiss über ein ansehnliches Instrumentarium in ihren Palästen verfügten.
Die beiden Kantaten in unserem Programm stellen zwei völlig verschiedene Situationen dar, wobei jedoch in beiden Fällen eine Person im Zentrum steht, die entweder ihre tiefe Verzweiflung – Lucrezia – oder ihre Liebeszweifel – der anonyme Protagonist von „Mi palpita il cor“ – zum Ausdruck bringen. Händel hatte Zeit seines Lebens eine Vorliebe für dramatische weibliche Protagonistinnen. Die meisten seiner stärksten Opernfiguren sind Frauen – Cleopatra, Rodelinda, Agrippina oder Alcina gehören zu den bekanntesten – und zwar solche, die leiden und eine dramatische Geschichte durchleben. Er konnte wie kein anderer Komponist diesen Heldinnen eine atemberaubende Palette an Leidenschaften und Affekten auf den Leib schreiben. Die Gründe für diese Vorliebe lassen sich schwer ausmachen, es spielen sicherlich verschiedene Faktoren mit, aber sie bleiben wohl im Privaten und lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Lucrezia, die von einem römischen Feldherren vergewaltigt wurde und darauf hin den Verstand verliert, ist eine typische Händel-Figur und die Kantate stellt ein Feuerwerk von abwechselnden Leidenschaften dar, die schliesslich in einem abrupten Rezitativ enden. „Mi palpita il cor“ stellt dagegen – weniger schrecklich, aber ähnlich dramatisch auskomponiert – einen namenlosen Protagonisten vor, der über Zweifel an der Liebe seiner Angebeteten klagt und am Ende wieder Hoffnung schöpft. Die Solo-Flöte, die sich als Duopartnerin zur Singstimme gesellt, verleiht der Kantate eine besondere Farbe und Eleganz. Matías Lanz
NUMI_ETERNI_web.pdf (PDF–Datei, MB)
Kontakt
Thomas Jäggi
Organist, Leiter Kirchenmusik