Nach über 16 Jahren in Untersiggenthal zieht es Pfarrer Martin Zingg weiter. Er wechselt ans gegenüberliegende Ufer der Limmat, packt mit 59 Jahren eine neue Herausforderung an. Veränderung – und doch Beständigkeit. Ab August arbeitet Martin Zingg als Pfarrer in der Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi. «Für mich ist das eine schöne Gelegenheit, beruflich Neues zu schaffen. Gleichzeitig bleibt das gewohnte Umfeld für mich und meine Familie bestehen.» Die Tochter kann ihre Lehre am Kantonsspital Baden beenden, der Adoptivsohn hat als Primarschüler weiterhin seine Schul- und Sportkollegen um sich. Eine ideale Lösung.
Fragt man in Untersiggenthal nach, wie die Gemeindemitglieder Martin Zingg in all den Jahren erlebt haben, fallen Begriffe wie «engagiert», «einfühlsam», «sehr gebildet» und «sozialkompetent». Ein Mann der leisen Töne, einer, der mit ausserordentlich schöner, ausdrucksstarker Sprache und Wortwahl beeindruckt. Ähnlich sieht das auch seine Kollegin aus der Nachbargemeinde Obersiggenthal, Pfarrerin Kristin Lamprecht: «Martin Zingg ist sehr reflektiert, hat einen grossen Ethos und ganz viel Umsicht». Sein soziales Engagement sei sehr gross gewesen.
Martin Zingg führte in Untersiggenthal ein Allgemeinpfarramt, war also für jegliche Belange zuständig. So fällt es ihm auch nicht leicht zu sagen, wo der Schwerpunkt seiner Arbeit lag. Er ist ein Pfarrer, der für alle da sein will. Eindrücklich sind gewiss seine Gottesdienste, bei welchen er immer wieder neue Formen suchte, damit die Spiritualität zeitgemäss vermittelt werden konnte. Zu diesem Bestreben passte auch die Gründung des Rise-up-Chors. «In der Musik können wir einen spirituellen Ausdruck teilen», sagt Martin Zingg. Neue Lieder unterschiedlichster Herkunft, welche die wenigsten Kirchgänger kennen, könnten vielen neue Zugänge zum Glauben eröffnen.
Dankbar ist Martin Zingg für die Zusammenarbeit mit den katholischen Kolleginnen und Kollegen. «Die Ökumene ist im Siggenthal wichtig und wird aktiv gelebt.» Nicht nur gemeinsame Gottesdienste, auch die Arbeit mit den Kindern und in der Erwachsenenbildung gestaltet man zusammen.
Und dann ist da noch das Herzensprojekt «Treffpunkt Wasserschloss». Mit der Flüchtlingswelle von 2015/ 2016 kamen Menschen unterschiedlichster Kulturen in die Region. Dank ökumenischer Zusammenarbeit wurde es den Einwohnern im Tal möglich, unkompliziert mit den Asylsuchenden in Kontakt zu kommen. Daraus sind Verbindungen entstanden, welche beide Seiten lehrten, dass man die eigene Kultur pfegen darf, aber auch das Anderssein zu akzeptieren. Diesem Projekt wird Martin Zingg treubleiben – einfach bald «ennet der Limmat».
Bettina Weissenbrunner
Der Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Martin Zingg findet am Sonntag, 25. April um 10.15 Uhr in Untersiggenthal statt.